Über 100 Brunnen in Augsburg


Der Venezianische Muschelbrunnen am Roten Tor
Foto vom Venezianischen Muschelbrunnen am Roten Tor
Das "Rote Tor"war das wichtigste Außentor im Süden der Stadt, durch das der gesamte Verkehrnach Tirol und Italien abgewickelt wurde. Dieses Tor, die Wallanlage und das Heilig-Geist-Spital (heute Sitz der berühmten "Augsburger Puppenkiste") bilden das schönste erhaltene Ensemble, das der große Stadtbaumeister Elias Holl zu Beginn des 17. Jahrhunderts geschaffen hat.Am Roten Tor ist der eigentliche Ursprung für funktionierende Brunnen in der Stadt: Hier befinden sich die Wassertürme. Wasser, das aus Quellbächen im "Brunnenbach" zusammengefaßt wurde, war zwar genügend vorhanden, doch der Höhenunterschied zwischen dem Gebiet um die Wassertürme und dem Hochplateau der Maximilianstraße betrug 12 Meter. Deshalb war ein Wasserwerk nötig, und es musste mit technischer Kunst nachgeholfen werden. Die Wassertürme bekamen ein Reservoir, und eine ausgeklügelte Mechanik sorgte für genügend Druck, um die Häuser und Brunnen mit Wasserzu versorgen. Bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand der Plan einer Wasserversorgung der mittelalterlichen Stadt. Als der bedeutendste Stadtbrunnenmeister ist Caspar Walter (1701-1769) in Augsburg zu nennen.

Von der Spitalgasse herkommend, blickt man rechts (westlich) des Tores auf einen beachtlichen venezianischen Spätrenaissancebrunnen; ein zweiter Brunnen dieser Art steht an der "Schwedenstiege". Beide Brunnen wurden 1950 von dem Münchener Kunsthändler Louis Bernheimer angekauftt und der Stadt Augsburg zum Geschenk gemacht. Nur die Kosten des Abbaues in München, wo sie zeitweise standen, und die Transportkosten nach Augsburg waren von der Stadt zu übernehmen. In Augsburg freute man sich, nach der schlimmen Kriegszerstörung von 1944 Originalkunstschätze zu erhalten.Außerdem stammten die Brunnen von dem Platz mit dem berühmten Denkmal des Colleoni in Venedig, einer Stadt, zu der Augsburg in seiner Blütezeit beste Handelsbeziehungen hatte.

Der ursprünglich an einer anderen Stelle in der Wallanlage aufgestellte Brunnen war im Jahre 1976 wieder abgebaut worden, da er durch Witterungseinflüsse stark beschädigt war. Danach lagerte er auf dem städtischen Bauhof. Durch die Initiative von Walter Settele und dem Vorstand der Steinmetzinnung Augsburg-Nordschwaben wurde der ursprünglich aus 350 Einzelteilen bestehende Brunnen (150waren noch erhalten) aus seinerVerbannung geholt. Die Steinmetzinnung Augsburg-Nordschwaben erbrachte für die Restaurierung etwa 1000 kostenlose Arbeitsstunden, die Kosten fürden Materialaufwand übernahm Walter Settele. So konnte zum 2. Augsburger Bürgerfest im Jahre 1988 dieser wohlproportionierte venezianische Brunnen eingeweiht werden.

Am 16. Juli 1988 konnte die feierliche Einweihung und Inbetriebnahme dieses Venezianischen Muschelbrunnens am Roten Tor im Beisein von Oberbürgermeister Hans Breuer und des Handwerkskammerpräsidenten Donat Müller, gefeiert werden. Auf Initiative von Walter Settele, in Verbindung mit dem Obermeister der Steinmetzinnung Robert Lochbrunner, kehrte der venezianische Muschelbrunnen, der der Stadt Augsburg im Jahre 1950 zum Geschenk gemacht wurde und bis zum Jahre 1975 an der Basteinmauer beim Roten Tor stand, nunmehr wieder zu seinem Platz am Roten Tor zurück.


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